Interview mit Jürgen Ehrmann:

„Macht riesigen Spaß!“

Die TSG überwintert in der Allianz Frauen-Bundesliga als Tabellenfünfter. „Ein leistungsgerechter Platz“, wie Chef-Trainer Jürgen Ehrmann findet. Doch viel wichtiger als die Ergebnisse ist für Ehrmann, dass auch das Auftreten seiner Mannschaft stimmt.

Hallo Jürgen, zunächst einmal Glückwunsch zur erfolgreichen Vorrunde und dem guten Rückrundenstart. Wie schade war es nach diesen Wochen, dass die letzte Partie vor der Winterpause gegen Frankfurt ausgefallen ist?

„Natürlich waren wir enttäuscht, dass uns der Schnee einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Wir waren immer noch richtig gut drauf und waren sehr optimistisch, auch wenn uns sicher ein guter Gegner erwartet hätte. Es wäre schön gewesen, vor heimische Kulisse nochmal etwas zu leisten. Trotzdem war der Jahresabschluss positiv, denn mit dem Punktgewinn in Potsdam waren wir sehr zufrieden und das Gefühl, mit dem wir in die Winterpause gegangen sind, ist gut.“

Am Tabellenplatz hat sich trotz Spielabsage nichts mehr geändert. Siehst du deine Mannschaft auch am Saisonende dort, wo sie jetzt steht?

„Der fünfte Platz ist meiner Meinung nach absolut leistungsgerecht. Entscheidend ist es aber unter dem Strich nicht, ob wir Vierter, Fünfter oder Sechster werden. In der Tabelle ist alles eng beisammen und mit jedem Sieg und jeder Niederlage kann man ein paar Plätze vorrücken oder nach unten rutschen. Wolfsburg hat sich oben festgespielt, auch die SGS Essen bestätigt ihre gute Form, die sich schon im Sommer angekündigt hat. Wenn unsere Leistungen in der Rückrunde weiter stimmen, wird am Ende aber auch die Platzierung passen, da sind wir uns sicher.“

So gut die Vorrunde auch lief, für euch gibt es sicherlich noch ein paar Stellschrauben, an denen ihr drehen wollt?

„Ja klar. Wir wollen weiter versuchen, offensiven Fußball zu spielen. Die Ausbeute in der Vorrunde war zwar gut, aber sie kann noch besser werden. Zudem wollen wir uns gegen die Spitzenmannschaften noch häufiger längere Ballbesitzphase erarbeiten. Wir haben zwar gegen alle Gegner gute Chancen über Konter gehabt, aber um ihnen richtig Paroli bieten zu können, müssen wir auch in den vorderen Reihen noch besser den Ball laufen lassen, um sie zu beschäftigen. In diesem Bereich müssen wir uns auf jeden Fall noch entwickeln.“

Immer wieder wird der starke Zusammenhalt im Team betont, der sich auch darin zeigt, dass die Mannschaft schon einige Rückstände aufgeholt hat. Was zeichnet die TSG in dieser Saison außerdem aus?

„Man sieht in der Entwicklung ganz deutlich, dass sich das kontinuierliche und gute Athletiktraining auszahlt. In diesem Bereich haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht und in den vergangenen Monaten kaum Schwächen gezeigt. Das zeigt nicht nur die gute Fitness der Spielerinnen, sondern auch, dass wir sehr wenige Verletzungen haben. Hinzu kommt, dass die Mannschaft sehr ausgeglichen ist und wir Ausfälle gut kompensieren können. Natürlich entscheidet mal die individuelle Klasse einer Spielerin über Sieg oder Niederlage. Aber das können bei uns mehrere, denn auch die Tore gehen auf verschiedene Konten.“

Die Wintervorbereitung ist bereits angelaufen, am 10. Februar steht das erste Pflichtspiel auf dem Programm. Welche Gedanken an 2018 sind dir zum Jahreswechsel noch durch den Kopf gegangen?

„Es war ein zweigeteiltes Jahr für mich. Die Rückrunde der vergangenen Saison lief schon sehr enttäuschend. Nicht nur, weil die Ergebnisse nicht gestimmt haben, sondern auch, weil mir die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind und Fußball gespielt haben, überhaupt nicht gepasst hat. Das war aber nicht an einzelnen Personen festzumachen, die Gruppendynamik stimmte einfach im Allgemeinen nicht. Deshalb war im Sommer auch das oberste Ziel, dass wir zu einer richtig coolen Truppe mit starkem Teamgeist zusammenwachsen. Einige Dinge haben sich einfach gut ergeben, so haben wir mit Leonie Pankratz und Fabienne Dongus ein gutes Spielführerinnen-Duo gefunden, unser neue Torwart-Trainer Markus Bittner hat mit seiner Unvoreingenommenheit zum Frauenfußball neue Impulse gesetzt.“

Deshalb haben dann auch die Ergebnisse gestimmt?

„Wir sind schon in der Vorbereitung zu einem Team zusammengewachsen, die Einstellung hat gestimmt und wir haben zudem noch guten Fußball auf den Platz gebracht. Dieses Selbstvertrauen haben wir mit in die Allianz Frauen-Bundesliga genommen. Viele Spielerinnen hören zu und versuchen unseren gemeinsamen Plan umzusetzen, das hatten wir in dieser Dimension noch nie. Wir sind mit den Spielen gegen Essen und Freiburg nicht zufrieden gewesen, aber die Niederlagen haben uns aufgezeigt, dass wir immer weitermachen müssen. In einem Jahr gibt es immer gute und schlechte Zeiten, aber in diesem Jahr überwiegt sicherlich das Positive, das wir aus der Vorrunde der laufenden Saison mitnehmen. Es macht momentan einfach riesigen Spaß!“

Für dich kann dieses Jahr also genauso weitergehen?

„In vielen Spielerinnen steckt noch viel Entwicklungspotenzial. Wir bieten viele Dinge an, wie zusätzliche Trainingseinheiten, die andere Vereine nicht anbieten. Wenn die Spielerinnen das annehmen, werden sie weiter große Schritte machen. Wir wollen an unsere Leistungen anknüpfen, aber das Leben ist kein Wunschkonzert und auch die anderen Mannschaften geben Gas.“